Sustainable Finance 2025: Robust trotz Gegenwind
24. November 2025
Lesezeit: 6 Min
Trotz politischer Unsicherheit, wirtschaftlicher Volatilität und scheinbar zunehmender ESG-Skepsis: Sustainable Finance lebt. So ist laut einer Umfrage von Deloitte unter mehr als 2.100 Führungskräften in 27 Ländern, Nachhaltigkeit nach wie vor fest in der Unternehmensstrategie verankert. 83 Prozent der Unternehmen haben demnach im letzten Jahr ihre Investitionen in Nachhaltigkeit erhöht, wobei fast jedes siebte Unternehmen seine Ausgaben um mehr als 20 Prozent gesteigert hat.
Das zeigt sich auch im globalen Volumen nachhaltiger Finanzierungen. Im zweiten Quartal 2025 belief es sich auf 432 Mrd. US-Dollar und lag damit leicht über dem Niveau der Q2‑Werte der beiden Vorjahre. Auf Halbjahressicht summiert sich das Emissionsvolumen auf 852 Mrd. US-Dollar und liegt damit nur geringfügig unter den 909 Mrd. US-Dollar des Vorjahreszeitraums. Unter Berücksichtigung des volatilen Marktumfelds und des Gegenwinds, den Nachhaltigkeit vor allem in den USA unter Präsident Trump erfährt, sind das Zahlen, die Hoffnung machen.
Mit Blick auf die genutzten Instrumente erweist sich der Markt als stabil: Green Bonds bleiben mit fast 400 Mrd. US-Dollar Volumen die tragende Säule des Produktmixes, Sustainability Bonds liegen weiterhin auf Platz zwei. Sustainability-linked Loans verzeichnen zwar einen Rückgang des begebenen Volumens im Vorjahresgleich, bleiben aber ein wichtiger Hebel für die Finanzierung der Transformation. Green Loans legen leicht zu – ein Indiz, dass immer mehr Finanzierungen konkret auf den Übergang zu klimafreundlicheren Geschäftsmodellen zielen. Grundsätzlich zeigt eine Betrachtung der vergangenen fünf Jahre, dass der Markt sich an das gesamtwirtschaftliche und politische Umfeld anpasst, ohne dabei an Breite zu verlieren.
Regionale Unterschiede als Spiegelbild sich wandelnder Bedingungen
Deutlich differenzierter ist das Bild in der regionalen Betrachtung. In Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) sind die Volumina stabil bis leicht rückläufig. Der Grund: Die hohe Nachfrage nach konventionellen Anleihen macht ESG-Instrumente oft überflüssig, vor allem da bereits ein sehr etablierter Markt mit ausgereiften ESG-Frameworks besteht. Positiv ist die starke Dynamik in Mittel- und Osteuropa, wo nachhaltige Finanzierungen boomen. Das Gesamtemissionsvolumen ist im ersten und zweiten Quartal von 19,5 Mrd. US-Dollar im Jahr 2024 auf 31,5 Mrd. US-Dollar im Jahr 2025 gestiegen.
Die USA hingegen verzeichnen deutliche Rückgänge. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: gekürzte Förderungen, zurückgenommene oder verzögerte Regulierungen und eine allgemein negative Einstellung der aktuellen Regierung gegenüber Nachhaltigkeits- und ESG-Themen lassen Emittenten und Investoren zurückhaltender agieren. Entsprechend ist das Volumen des Marktes von knapp 200 Mrd. US-Dollar auf rund 180 Mrd. US-Dollar gefallen.
Ein echter Lichtblick kommt wiederum aus Asien-Pazifik (APAC): Die Region steuert auf ein Rekordjahr zu, mit einem deutlichen Anstieg des Gesamtvolumens im Vergleich zum Vorjahr von 250 Mrd. US-Dollar auf rund 270 Mrd. US-Dollar. Vor allem Unternehmen und Finanzinstitute treiben die Transformation und haben ihre Sustainable‑Issuance spürbar ausgeweitet.
Die ING im Marktvergleich: ein starkes Halbjahr und eine dynamische Pipeline
Auch bei der ING verlief das erste Halbjahr 2025 äußerst erfolgreich. So konnte die Bank 68 Mrd. Euro an nachhaltigen Finanzierungen mobilisieren – mit 19 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum handelte es sich sogar um das stärkste H1 in der Geschichte des Unternehmens. Von dem Gesamtvolumen entfielen rund 38 Mrd. Euro auf das zweite Quartal (ein Plus von 16 Prozent gegenüber Q2 2024). Im Gegensatz zum allgemeinen Finanzierungsmarkt stellen Sustainability-linked Loans bei der ING das meistgenutzte Finanzierungsinstrument dar, gefolgt von Green Bonds und Green Loans. Besonders stark ist die Anzahl von Green Loans gestiegen: mit einem Wachstum von 48 Prozent bei der Zahl der Transaktionen und 17 Prozent beim Volumen gegenüber dem Vorjahreszeitraum, zeigen die Kredite die steigende Nachfrage nach Transformationsfinanzierungen.
Auch die Deal‑Aktivität zog an: Mit 210 Sustainable‑Finance‑Transaktionen in der ersten Jahreshälfte lag die Anzahl der begleiteten Fremdkapitalbegebungen rund 20 Prozent über der des Vorjahres. Ein besonderes Highlight stellt hier die Finanzierung für Electra dar, einen führenden Betreiber von Lade‑Infrastruktur. Mit einem Volumen von 433 Mio. Euro handelt es sich bei dem Deal um eine der größten Transaktionen im Sektor. Mit dem Kapital plant das Unternehmen, sein Netz auf 15.000 Ladestationen in Europa auszubauen und diese gleichzeitig weiterzuentwickeln, so dass sie optimal in bestehende Stromnetze integriert werden können und stärker erneuerbare Energien nutzen.
Nachhaltigkeit als Teil der Geschäftsstrategie
Die ING verfolgt das Ziel, eine führende Rolle bei der Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft einzunehmen. So werden nicht nur der Planet geschützt, sondern auch die Widerstandsfähigkeit des Instituts gestärkt. Die ING hat durch ihr Geschäftsmodell einen direkten Einfluss auf Nachhaltigkeit, zum Beispiel über die Entscheidung, welche Unternehmen und Projekte sie mit Krediten finanziert. Zudem ist sie durch ihr Kreditportfolio Umweltrisiken indirekt ausgesetzt. Es liegt daher in ihrem eigenen Interesse, ihre Firmenkunden bei ihrer Transition zu begleiten und zu unterstützen.
Das Herzstück des Sustainability-Ansatzes der ING ist seit 2018 der Terra-Ansatz, mit dem die Bank die emissionsintensivsten Sektoren ihres Kreditbuchs auf die Klimaneutralität bis 2050 ausrichtet. Es basiert auf einer umfassenden Analyse des gesamten Kreditportfolios, um Potenziale für eine Reduzierung der CO2-Emissionen zu identifizieren und die Kapitalallokation zu optimieren, indem beispielsweise mehr Projekte zu erneuerbaren Energien finanziert werden. Im Gegenzug erfolgt der Rückzug aus Sektoren wie Kohle. So lassen sich mit Terra die tatsächlichen Emissionen der Unternehmen mit den Net-Zero-Pfaden vergleichen und prüfen, und so die Transformationserfolge quantifizieren. Ergänzend kann mit dem hauseigenen Tool ESG.X seit 2023 die individuelle Nachhaltigkeitsberichterstattung von rund 2.000 Großkunden gemessen werden, und liefert so eine Auswertung der Nachhaltigkeitsbemühungen auf der Ebene der einzelnen Unternehmen.
Ein Resultat des Nachhaltigkeitsansatzes der ING ist der konsequente Ausstieg aus fossilen Finanzierungen: Bereits seit 2015 werden keine neuen Finanzierungen für Kohlekraftwerke bereitgestellt, seit dem Jahr 2022 keine neuen Öl- und Gasfelder mehr finanziert. Mit TransMission wurden 2024 zudem Pilotprojekte in der Schifffahrtsindustrie und im Commercial Real Estate gestartet, um sektorübergreifende Lösungen für die Transformation zu entwickeln.
Das zweite Quartal 2025 zeigt: Nachhaltige Finanzierungen bleiben relevant und die Nachfrage hoch. Zwar können das politische und ökonomische Umfeld nicht ignoriert werden, beides hat aber die Dynamik des Marktes nicht gestoppt. Für die ING bleibt die Finanzierung der nachhaltigen Transformation weiter Teil der strategischen Ausrichtung – und mit neuen Rekordvolumina spielt sie eine aktive Rolle dabei, Kapital in Richtung Zukunft zu lenken.
Die Gesellschaft ist auf dem Weg zu einer CO2 neutralen Wirtschaft. Das gilt auch für unsere Firmenkunden und für die ING. Wir finanzieren jede Menge nachhaltiger Aktivitäten aber die nicht nachhaltigen überwiegen noch. Unseren Fortschritt sehen Sie auf ing.com/climate.