Wholesale Banking

Klimaneutralität: Zentrale Rolle für den Bankensektor

24. Mai 2022

Lesezeit: 3 Min

Finanzinstitute würden den Transformationsprozess einerseits finanzieren und andererseits durch die Weitergabe von Know How unterstützen, sagt Roman Ermantraut, Head of ING Wholesale Banking Austria.

Klimaneutralität – dieses Ziel will die EU bis 2050 für Europa erreichen. Wesentliche Grundlage dafür ist der so genannte Green Deal. „Es geht darum, die Wirtschaft so zu gestalten, dass Investitionen auf Basis von Nachhaltigkeitsfaktoren vergeben werden. Das Schlüsselwort dabei ist „Sustainable Finance“ und bezieht sich auf drei Dimensionen: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. „Damit Unternehmen zukünftig ausreichende Finanzierungen erhalten, werden diese Gesichtspunkte immer wichtiger“, erklärt Roman Ermantraut, Head of ING Wholesale Banking Austria. Die Corona-Pandemie habe übrigens dazu beigetragen, die Fokussierung der Finanzwirtschaft von maßgeblichen Umweltkriterien auf soziale sowie Unternehmensführungs-Elemente zu erweitern. „Als Beispiel kann man Nachhaltigkeits-KPIs in ESG-gekoppelten Krediten nennen, wo beispielsweise die Anzahl der Frauen in Führungspositionen eine wichtige Kennzahl geworden ist“, erklärt Ermantraut.

 

Wandel finanzieren und Kunden unterstützen

Der Bankensektor würde eine zentrale Rolle auf dem Weg zu einem klimaneutrale Europa spielen, ist er überzeugt. „Um am Markt langfristig reüssieren zu können, müssen sich Unternehmen auf neue, nachhaltige Geschäftsmodelle einstellen. Das ist manchmal ein langfristiger Prozess, eröffnet aber viele Möglichkeiten für Innovationen und neue Geschäftsfelder“, sagt Ermantraut.

Als Finanzinstitut spiele die ING dabei eine zentrale Rolle, indem der Wandel finanziert und Wissen weitergeben und die Kunden somit aktiv bei der Umstellung unterstützt würden. Der Experte nennt in diesem Zusammenhang ein Beispiel: „Die heuer in Kraft getretene EU-Taxonomie - konkret bedeutet dieses Instrument, dass die Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Aktivitäten anhand bestimmter Kriterien wie Klimaschutz, nachhaltiger Ressourcennutzung, Kreislaufwirtschaft oder sozialer Mindeststandards bewertet wird - betrifft genau eine unserer Kundengruppen, nämlich große börsennotierte Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden. Für viele Unternehmen bedeutet das natürlich eine Umstellung oder Anpassung der Geschäftsprozesse und erhöhte Reportingaktivitäten. Durch unseren Fokus auf Nachhaltigkeit, Sektorexpertise und das internationale Netzwerk können wir Kunden in diesem Prozess begleiten und beraten, maßgeschneidert auf die individuellen Anforderungen und Branchenbedürfnisse“, so Ermantraut, demzufolge sich die ING, die schon seit Jahren im weltweit führenden Nachhaltigkeitsindex FTSE4Good vertreten ist, als „Green Advisor“ sieht.

Die ING habe sich seit vielen Jahren selbst dem grünen Weg verschrieben. „Mit dem Terra-Ansatz haben wir uns als Bank das Ziel gesetzt, unser Kreditportfolio von insgesamt 600 Milliarden Euro am Net Zero-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens auszurichten. Das bedeutet eine komplett neue Herangehensweise, betrifft natürlich nicht nur unsere Unternehmensstrategie, sondern ebenso sämtliche Geschäftsaktivitäten der ING Gruppe, also das gesamte Geschäftsmodell. Zudem hoffen wir, damit eine Vorbildfunktion für andere Player im Bankensektor einzunehmen“, erklärt Ermantraut.  Mit den Sustainability-linked loans sei bereits im Jahr 2017 eine Incentive-Möglichkeit geschaffen worden, um Unternehmen zu noch mehr Nachhaltigkeit zu motivieren: „Der Kreditzins richtet sich dabei nach Parametern wie Soziales oder Governance: Je besser der Kunde seine Nachhaltigkeitsziele umgesetzt hat, desto niedriger der Zinssatz“, so Ermantraut. Dazu würden individuelle Bemessungsgrundlagen herangezogen, weil natürlich jeder Sektor anders ticke. „Wir sind als Gruppe in den vergangenen zwei Jahren eine der führenden Banken für nachhaltige Finanzierungen gewesen“, freut sich Ermantraut.

 

Originaltext auf Opens in a new tabDie Presse.

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